Richter schmeißt Anwalt ohne Krawatte raus

Anwälte ohne Krawatte duldet ein Mannheimer Richter nicht.

Über Krawattenhasser haben wir uns an dieser Stelle bereits mehrfach ausgelassen. Wer glaubt, der Binder sei bloß eine Frage des persönlichen Geschmacks, wird nicht selten eines Besseren belehrt. Es gibt halt Konventionen, die eingehalten werden sollten, sofern Man(n) am Spiel teilnehmen will. So hat ein krawattenloser Anwalt aus Mannheim derzeit mächtig Zoff mit einem Amtsrichter. Der verlangt nämlich, dass sich ein Anwalt gefälligst von dem Angeklagten zu unterscheiden habe. Und zwar nicht nur durch schwarze Kleidung, sondern auch durch den Schlips. Der Richter scheint keine Wirtschaftsstraftaten zu bearbeiten, denn sonst wüsste er, dass die Angeklagten in solchen Fällen stets piekfein mit Krawatte oder Schal vor dem Kadi sitzen.

Jedenfalls sorgt die Justizposse laut einem Bericht der Wormser Zeitung für mächtig Gesprächsstoff unter den Mannheimer Juristen. Gleich zweimal hatte der Richter den 42-jährigen Anwalt aus der Verhandlung ausgeschlossen, weil der sich geweigert hatte eine Krawatte anzulegen. „Ich trage seit Jahren keine, weil ich mich dadurch extrem beengt fühle und mich nicht konzentrieren kann”, so der Anwalt Christoph Saeftel zur Wormser Zeitung. Dies sei noch nie moniert worden, auch nicht von Richtern mehrerer Oberlandesgerichte. Und: „Es gibt keinen sachlichen Grund, das Tragen einer Krawatte zu verlangen. Der Anwalt meint, dass seine Robe als Teil der schwarzen Kleidung ausreicht.

Ganz anders sieht dies laut dem Bericht Amtsrichter Johannes Jülch. Es sei wichtig, dass sich Anwälte von Angeklagten unterscheiden. „Ich halte mich an Gesetz und Tradition”, erklärt Amtsrichter Jülch. Er beruft sich auf eine Landesverordnung des Justizministeriums über die Amtstracht bei den ordentlichen Gerichten aus dem Jahre 1976. Demnach müssten Anwälte unter ihrer Robe ein Hemd und eine Krawatte in einer dezenten Farbe tragen. Saeftel verweist dagegen auf die Berufsordnung für Rechtsanwälte. Darin sei festgelegt, dass Anwälte zwar eine Robe vor Gericht anlegen müssen. Was sie darunter tragen, sei jedoch nicht vorgeschrieben.

Quelle: http://shopping-trend.de/fuerihn/schwarze-kleidung-krawatte-schal/

Krise und Krawatte

In der Krise trägt man(n) wieder Krawatte – die Frau greift zum Lippenstift

Haager Finanzminister Wouter Bos macht es vor

Finanzmarktkrise bringt die Renaissance der Krawatte bei Politikern in den Niederlanden – sie wollen wieder seriös rüberkommen/Frauen greifen häufiger zum Lippenstift

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Quelle: http://hetzelmedia.com/kolumne/171-wouter-bos-traegt-in-der-krise-krwatte

Geknotetes Hutband löst Modewelle aus

Geschrieben von Olaf am Dienstag, 30. September 2008
pixelio © Gabi Schoenemann

Viele lieben sie als schmuckes Stück, einige hassen sie, die Krawatte und verfluchen vor allem bei heißem Wetter denjenigen, der diesen „Würger“ erfunden hat.

Auch wenn historisch vorgebildete Krawattenhasser ihren Unmut an die römischen Legionäre richten, ist dies die falsche Adresse. Zwar gilt die römische Trajanssäule aus dem 2. Jahrhundert einigen als die erste Abbildung einer Krawatte, doch der unvoreingenommene Betrachter erkennt klar ein banales Halstuch, das – historisch belegt – obendrein auch noch die Funktion eines „Schlabberlatzes“ hatte.

Zwar hat bisweilen die Krawatte auch heute noch diese Aufgabe, das aber eher unfreiwillig – und nicht gerade zum Vergnügen des Trägers. Nein, wer sich über die Krawatte beschweren will, der muss seinen Blick gen England richten. Dort kamen edle Halstücher als Vorläufer der Krawatte in Mode. Und zwar am Hof des Königs Charles II in der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Doch die Krawatte selbst ist jüngeren Datums. Als ihr Geburtstag gilt der 25. Juni 1880. An diesem Tag gaben Mitglieder des Oxford University´s Exeter College bei einem Schneider etwas in Auftrag, was sie zuvor selbst kreiert hatten: Sie hatten sich die Hutbänder ihrer Strohhüte mit einem einfachen Knoten um den Hals gebunden – und so die erste Clubkrawatte erschaffen. Der Schneider fertigte die ersten Binder, die erregten großes Aufsehen bei anderen englischen Clubs und Schulen – und so wurde eine regelrechte Modewelle ausgelöst, die bis heute nicht verebbt ist.

1900 kamen die ersten gemusterten Krawatten in den Handel, als „Macclesfield tie“, benannt nach einer Stadt im Nordwesten Englands, in der aus hochwertiger Rohseide aus Indien und China gemusterte Krawatten hergestellt wurden. Männer aus der ständig wachsenden Mittelschicht stürzten sich auf die edlen Binder – und trugen sie als Zeichen, es zu etwas gebracht zu haben. Und bis heute hat die Krawatte auch etwas von einem Statussymbol behalten.

Quelle: http://shopping-trend.de/fuerihn/geknotetes-hutband-lost-modewelle-aus/

Traurig, aber wahr? Es lebe die Anpassung

Wirtschaftskrise? An die Krawatten, Männer!

12.11.2008 | 18:37 | Von unserem Korrespondenten HELMUT HETZEL (Die Presse)

Was Benimmbücher nicht schaffen, schafft die Wirtschaftskrise. In Holland tragen Politiker und Manager jetzt wieder Anzug und Krawatte – um in unsicheren Zeiten seriös zu wirken.

DEN HAAG. Er war bis vor kurzem der Prototyp des krawattenlosen Politikers – nun aber findet Wouter Bos, der Finanzminister der Niederlande, plötzlich Gefallen an dem klassischen Accessoire für Herren: Bos trägt plötzlich Krawatte. Und zwar täglich – und bei allen öffentlichen Auftritten. Bos, der smarte Machertyp, liebt dabei sanfte Farbtöne. Und natürlich Rot. Schließlich ist er gestandener Sozialdemokrat. Als Spitzenkandidat will er die nächste Wahl in Holland gewinnen.Interessant nur, dass seine modische Wandlung erst begann, als die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise auch die Niederlande beutelte – und das Krisenmanagement des Haager Finanzministers und Vizepremiers auf die Probe stellte. Warum entdeckte der einstige Krawattenhasser plötzlich seine Liebe zum Schlips? Antwort: Er will in der Krise Seriosität ausstrahlen. Das geht mit anständigen Kleidern offenbar am besten.

„Das ist ein Krisentrend“

Bos ist kein Einzelfall: Es ist ein Trend, ein „Krisentrend“. „Wir profitieren von der Finanzmarktkrise. Unser Umsatz hat sich in den vergangenen Wochen verdoppelt“, sagt Rashid Ajoeb, Chef des größten niederländischen Krawattenshops. „Das überrascht uns nicht. In Krisenzeiten verkaufen wir immer viel mehr Krawatten als in der Hochkonjunktur.“

Nicht nur Politiker legen in harten Zeiten wieder größeren Wert auf Kleidung, um seriöser rüberzukommen: Anzug und Krawatte sind zwischen Maastricht und Groningen jetzt auch bei jungen Männern, und sogar bei Studenten, wieder total angesagt. „Eine neutrale Krawatte in Kombination mit dunklem Anzug ist die ideale Kombination für ein Vorstellungsgespräch. Damit strahlt man was aus“, stellt Kor de Boer, Direktor der Arbeitsvermittlungsagentur „Sales Profs“, fest. „Durch die sich abschwächende Konjunktur wird die Arbeitslosigkeit steigen. Der Arbeitsmarkt wird enger, das erhöht den Druck auf Stellenbewerber, sich fürs Vorstellungsgespräch eleganter zu kleiden“, erklärt der Arbeitsvermittler de Boer.

Dass die Manager und Banker, die letztlich die Krise maßgeblich heraufbeschworen haben, und deren Ansehen auch in Holland böse ramponiert ist, in der Regel selbst auffallend schick gekleidet sind bzw. waren, scheint interessanterweise die Renaissance der modischen Eleganz nicht zu behindern.

Lippenstift- und Puderoffensive

Finanzkrise und drohende Rezession beeinflussen aber nicht nur das modische Verhalten der Männer: Auch Frauen stellen ihr Konsumverhalten um; sie greifen jetzt insbesonders häufiger zu Lippenstift und Puder. Der Umsatz von Lippenstift in Drogerien und Warenhäusern stieg zuletzt jedenfalls massiv an, stellten niederländische Marktforscher fest. Die Damen würden in der Krise nämlich knausriger, meinen die Marktforscher; sie würden ihr „Fun-shopping“ einschränken oder umstellen. Statt eines schönen und teuren Paars Schuhe oder einer Handtasche kauften sie sich jetzt lieber günstigere Kosmetikartikel.

Die Sache scheint also klar: Sobald der Absatz von Lippenstift kräftig steigt und Männer wieder vorzugsweise Krawatten tragen, sind das Warnzeichen, dass eine Rezession ins Haus steht.

Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/welt/429795/Wirtschaftskrise-An-die-Krawatten-Maenner

Warum Krawatten tragen?

Frauen werden nie ganz verstehen, warum sich manche Kerle ständig neue Krawatten zulegen: „ Du hast doch schon einen ganzen Haufen davon.“ Ja, aber so eine noch nicht. Und schon wieder wird die Kreditkarte gezückt. Ganz klar, Krawatten können süchtig machen. Warum, das verstehen die Krawattenhasser genauso wenig wie die Mädels: „Was ist den schon dran an diesen blöden Seidendingern?“ Antworten auf diese Frage bietet unsere Liste der acht ultimativen Gründe, Krawatten zu tragen:

1.    Krawatten verhindern Kriege

Wenn Politiker beim Gipfeltreffen erst mal ihre Binder vergleichen,

lockertdas die Atmosphäre auf.

2.    Krawatten sorgen für besseren Sex

Das Vorspiel dauert länger, weil ihre Date zuerst den Knoten lösen muss.

3.    Krawatten bringen Geld

Mit einer guten Krawatte am Hals, steigen die Chanzen auf eine Gehaltserhöhung.

4.    Krawatten entlasten das Arzneimittelbudget

Der Schlips wärmt im Winter den Hals, die Gefahr von Erkältungen sinkt.

5.    Krawatten schützen vor Rheuma

Täglich Knoten schlingen hält die Fingergelenke geschmeidig.

6.    Krawatten machen satt

Ohne Binder kommen Sie in manche Restaurants nicht rein.

7.    Krawatten senken den Cholesterinspiegel

Geschäftsleute verzichten auf das Frühstücksei, weil sie Eigelbspritzer fürchten
8.    Krawatten verbessern die Lebenswerte

Wer viel Geld für Krawatten ausgibt, läst weniger in der Kneipe

Quelle: http://www.the-gentleman-luzern.ch/636.html

Krawattenhasser

19. September 2008, von Michael Schöfer

Gibt es eigentlich etwas Lächerlicheres und Unbequemeres als ein Stück Stoff namens „Krawatte“, das man sich gerne – zumindest in Kreisen, die etwas auf sich halten – um den Hals bindet? Wohl kaum. Dennoch ist die Krawatte vor allem im Geschäftsleben quasi Pflicht, denn sie soll Seriosität ausstrahlen. Und es wirkt sogar, die Leute fallen reihenweise darauf herein. Einem Banker ohne Krawatte würde kaum jemand Geld anvertrauen. Und ein Minister ohne Schlips war vor Joschka Fischers hessischen Zeiten absolut undenkbar (später, als Außenminister brav angepasst, bevorzugte auch er Nadelstreifenanzug mit Weste). Kein Wunder, wenn im Business und in der Politik so viele übers Ohr gehauen werden. Der meist bunte Stofffetzen vor dem Hemd ist nämlich, was die Ehrlichkeit angeht, vollkommen irrelevant. Doch das scheinen wir unbewusst zu ignorieren, nicht zuletzt deshalb tragen die erfolgreichsten Betrüger stets Anzug mit Krawatte.

Neuerdings gibt es zuweilen, um durchs Zurückfahren von Klimaanlagen Energie einzusparen, eine Entbindung von der sonst üblichen Krawatten-Pflicht. Stichwort: Cool Biz. Das ist vernünftig. Warum man dann aber nicht gleich ganz auf die Krawatte verzichtet, ist völlig unverständlich. Wenn etwa Politiker bei einem Staatsbesuch in Saudi-Arabien Krawatte tragen, dort sinkt im Hochsommer das Thermometer selbst nachts kaum unter 30-35 Grad, tagsüber sind Werte um 50 Grad und darüber normal, verdienen sie unser ganzes Mitleid. Blöd ist es trotzdem. Ohnehin kommt bei solchen Anlässen, Krawatte hin oder her, selten etwas Gescheites dabei heraus. Überdies sind Krawatten insbesondere beim Pinkeln und beim Schei… äußerst unpraktisch.

Aber ich will nicht ungerecht sein, die Krawatte hat zweifellos gewisse Vorzüge: Dicke Bäuche, das bilde ich mir jedenfalls ein, fallen dadurch weniger auf. Die Chancen bei der holden Weiblichkeit steigen also, der Kauf einer Krawatte ist mithin eine lohnende Investition und zudem wesentlich billiger als jede Weight-Watchers-Kur (von der Mühsal abzunehmen ganz zu schweigen). Oder ist sie gar ein wirksames Phallussymbol? Auch Selbstmörder wissen sie gelegentlich zu schätzen. Und wenn man Spaghetti mit Tomatensoße ißt, dient sie als hochwillkommenes Abwehrschild, auf unseren Hemden bleibt dann eine signifikant kleinere Anzahl roter Flecken zurück. Das ist – beiläufig erwähnt – vermutlich auch der Grund, weshalb schmale Krawatten inzwischen total out sind. Hohe Krawattenkunst ist übrigens, sie morgens farblich nach dem jeweils angebotenen Kantinenmenü auszuwählen (dunkelgrün bei Spinat, weinrot bei Rotkraut, gelb bei Würstchen mit Senf usw.). Doch Vorsicht, sofern man sich am Essenstisch selbst bedienen muss, landet sie nicht selten im Suppenteller. Dann hat man den, äh…, Salat.

Nein, ungeachtet der zuletzt genannten Vorzüge muss ich mich hier als Krawattenhasser outen. Aber das haben Sie bestimmt schon gemerkt.

Quelle: http://www.michael-schoefer.de/artikel/ms0611.html

Wofür zum Kuckuck ist die Krawatte gut?

Redaktion, 17. August 2005, 15:08
  • Artikelbild
    foto: apa/dpa
Von allen Möglichkeiten, sich als Mann zu schmücken, wurde ausgerechnet ein vollkommen nutzlos herab baumelndes Stück Stoff Allgemeingut
Wir gestehen es: manchmal taucht eine Frage im Postfach auf, und es ist Liebe auf den ersten Blick. So auch diese Woche mit der Einsendung von Gabriele Schmied:“Wie konnten sich um den Hals gebundene bunte Bänder – also Krawatten – als Symbol für Männlichkeit und Seriosität durchsetzen und so hartnäckig halten?“… o, wie wahr. So viele Möglichkeiten gäbe es, sich zu schmücken – selbst in einer Gesellschaft wie der unseren, die – es war nicht immer so – zumindest in den letzten Jahrhunderten den Männern weniger Möglichkeiten sich optisch aufzujazzen gewährte als den Frauen. Farben. Federn. Klunker. Schminke. – Nix da. Durchgesetzt hat sich ein sinnlos herab baumelndes Stück Stoff, das im schlimmsten Fall den Hals zuschnürt und nicht selten von anderen justiert werden muss. Warum nur, warum?
(red)

Quelle: http://derstandard.at/2084029/Wofuer-zum-Kuckuck-ist-die-Krawatte-gut?sap=2&_pid=2953036

Über das Knoten und Tragen von Krawatten

Ich werde es nie be­grei­fen. Warum knoten sich er­wachse­ne Men­schen schmale Stoff­bän­der um den Hals, die zu nichts nutze sind? Wer legt sich frei­wil­lig eine Schlinge um den Hals?

Krawatten sind nicht nur un­nütz, die Dinger sind auch ständig im Weg. Beim Hände­waschen können die Arme nicht lang genug sein, Suppe essen wird zum Erlebnis. Und ein Fleck auf der Krawatte gehört wohl zu den größten Pein­lich­kei­ten, die man sich leisten kann (vorraus­gesetzt die Hose ist zu).

Krawattenschlinge

Das Tragen von Krawatten ist außer­dem ge­fähr­lich. Der typische Krawatten­knoten ist eine Schlinge, die sich zu­ziehen läßt. Das merkt man zum Bei­spiel, wenn das Ding in einen Akten­ver­nichter gerät (man be­achte die ent­sprechen­den Warn­hinweise!). Wenn ich mich auf­hängen will, dann nehme ich einen richtigen Strick. Eine Studie will heraus­ge­funden haben, dass über 80% der Krawatten­träger den Knoten zu eng tragen, wodurch die Schlinge auf die Hals­schlag­adern drückt, was wieder­um zu Sauer­stoff­mangel im Ge­hirn führt. Das er­klärt einiges.

Da kann jemand ein noch so großes Wis­sen haben, in Amt und Würden stehen, Diplom und Doktor­titel ha­ben, es nützt alles nichts, er muss auch wis­sen wie man eine Krawatte knotet. Es reicht nicht etwas zu wissen und etwas zu können, nein, man muss dazu noch Anzug und Krawatte tragen. Diese spe­zielle Uni­form soll wohl dem Gegen­über signal­isier­en wie un­glaub­lich Seriös man doch ist. Wenn es so einfach ist Seriosität vor­zu­täusch­en, gehört die Krawatte zum Be­trüger wie der Blau­mann zum Schlosser.
Achten Sie doch einmal da­rauf: wann im­mer jemand im Fern­sehen offen­sicht­lich Blöd­sinn redet, trägt er Anzug und Krawatte. Je schlim­mer der Un­sinn, um so feiner der Anzug.

Krawattenknoten

Der Krawatten­knoten selbst ist schon eine Wis­sen­schaft für sich. Der ein­fache Krawatten­knoten, wie er schon bei der Bundes­wehr fester Be­stand­teil der Grund­aus­bildung ist, reicht natürlich nicht für den feinen Herren mit Stil. Es muss schon ein „Full Windsor“ sein. Zwei theoretische Physiker haben sogar sämt­liche Mög­lich­kei­ten eine Krawatte zu knoten durch­ge­rech­net, und dabei min­des­tens einen Krawatten­knoten entdeckt, der der Fach­welt bisher gänz­lich un­bekannt war. Welch‘ ein Triumph der Wis­sen­schaft! Was sind Probleme wie über­be­völker­ung, Hungers­nöte und die globale Er­wär­mung ge­gen die Frage wie­viele hübsche Krawatten­knoten es wohl geben mag?

Die Krawatte wird haupt­säch­lich von Männern getragen. Kein Wunder, mit ihrer Pfeil­form zeigt sie auf das wohl männ­lich­ste aller Kör­per­tei­le. Meine Herren, glau­ben sie wirkl­ich die Damen hätten derart plumpe Hin­weise nötig? Ich bin sicher, die Damen wissen auch so, wo des Mannes „bestes Stück“ zu finden ist.

Krawatte als Symbol

Mit ihrer Form ist die Krawatte selbst ein Phallus­symbol. Vielleicht ist es des­halb so schmerz­haft, wenn sich jemand „auf den Schlips ge­tre­ten“ fühlt. Wenn andere solch‘ ein­deutige Symbole offen vor der Brust tra­gen wollen – bitte, dies ist ein freies Land. Ich frage mich aller­dings, wer ein solches „tertiäres Ge­schlechts­merk­mal“ nötig hat.

Das fragen sich wohl einge Frauen auch, wenig­stens an Wei­ber­fast­nacht, wo den Herren das so symbol­trächtige Stoff­teil operativ ent­fernt wird. Andere Damen wieder­um be­vor­zugen es mit ge­zielter Ver­wendung dieser Symbolik zu provozieren – oder wollen Frauen, die Krawatten tragen, zum „Mann ehren­halber“ ernannt wer­den?

Krawatten als Haken

Ich werde es nie begreifen.

Es bleibt für mich nur der Schluss, dass das Krawatten­tragen eine dieser ge­sell­schaft­lich­en Kon­ven­tionen ist, wie das „Mahl­zeit“ sagen, das Hände­schütteln oder das höfliche Be­schnuppern des Hinter­teils bei Hunden.

Quelle: http://hinnerk.ruemenapf.de/stext/krawatte/index.html

Krawatten-Kampf im Bundestag

http://www.n-tv.de/politik/Krawatten-Kampf-im-Bundestag-article2410896.html

Schriftführerin Agnes Alpers neben Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt (M.) und dem völlig korrekt gekleideten CDU-Mann Markus Grübel.
Schriftführerin Agnes Alpers neben Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt (M.) und dem völlig korrekt gekleideten CDU-Mann Markus Grübel. (Foto: dpa)

Donnerstag, 20. Januar 2011
Die wahren Probleme des Landes
Krawatten-Kampf im Bundestag
Der CDU-Politiker Jens Koeppen kämpft für Krawatten auf dem Bundestagspräsidium. Er setzt durch, dass Krawattenverweigerer keineSchriftführer sein dürfen. Seine ersten Opfer sind der Grüne Sven-Christian Kindler und der Linke Andrej Hunko. Dessen Ersatzfrau zeigt sichsolidarisch – mit roter Krawatte am Hals.Im Bundestag ist der Streit um einen Krawattenzwang für Abgeordnete eskaliert. Die Schlips-Verweigerer Andrej Hunko (Linke) und Sven-Christian Kindler(Grüne) durften am Donnerstag anders als geplant nicht als Schriftführer neben dem Bundestagspräsidenten Platz nehmen. „Das ist völlig absurd“, kritisierteHunko die Strafmaßnahme.Ausgelöst wurde der Konflikt von Schriftführer-Obmann Jens Koeppen. Der CDU-Politiker hatte darauf bestanden, dass in dieser Funktion zwingend „eine Krawatte oder dem Entsprechendes“ umzulegen sei. Nur so werde die Würde des Hauses angemessen gewahrt. Die beiden widerspenstigen Parlamentarier argumentierten, davon stehe nichts in der Geschäftsordnung des Bundestags. Weißes Hemd und Jackett reichten, meinte Kindler und fügte hinzu: „Es ist sehr fragwürdig, ob so manche Blümchenkrawatte von Koalitionsabgeordneten die Würde des Hauses hebt.“ Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck drückte in einem Brief an Bundestagspräsident Norbert Lammert sein „Unverständnis“ über den Vorgang aus. Aus Solidarität erschien ein anderer Schriftführer der Linken, Alexander Süßmair, am Donnerstag ausnahmsweise auch ohne Krawatte – und wurde prompt abgelöst. „Aus dem überflüssigsten Kleidungsstück der Welt hat die Mehrheit des Ältestenrats eine Prinzipienfrage gemacht“, empörte sichFraktionsgeschäftsführerin Dagmar Enkelmann. Die SPD zeigte dagegen Verständnis für den strengen Dresscode im Plenarsaal. „Wer im Präsidium sitzt, sollte nicht in Freizeitkleidung erscheinen“, meinte Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Die Linken-Abgeordnete Agnes Alpers, die schließlich als Schriftführerin zum Einsatz kam, erschien aus Solidarität mit ihrem Fraktionskollegen mit rotem Selbstbinder am Hals.

Krawatte? Immer mehr gehen „oben ohne“

Von CAROLINE LAFRENZ

Sie tragen bunte T-Shirts, coole Carohosen, trendige Turnschuhe, weite Jeans, auch mal lässige Anzüge, dazu allerdings enge Pullover oder offene Hemden. Niemals aber Krawatten. „Verpönt! Da würde man doch gleich als Spießer abgestempelt. Ich würde mich irgendwie verkleidet fühlen“, sagt Stefan Keuchel (31). Er arbeitet als Senior-PR-Berater beim Internet-Unternehmen „BöttcherHinrichs AG“ im ABC-Bogen. Seine beiden Chefs sind 23 Jahre alt – und finden eine Kleiderordnung für ihre 20 Mitarbeiter „total unnötig“. So wie ihnen geht es vielen. Die New Economy hat die strengen Kleidersitten der konservativen Hamburger Geschäftsleute verändert – die jungen Führungskräfte bevorzugen „oben ohne“. Für manche gilt die Krawatte sogar als Symbol verbrauchter Manager. Keuchel bestätigt: „Jemand mit Schlips fällt bei uns fast schon negativ auf. Wir legen keinen Wert auf diese klassischen Regeln. Bei uns kann sich jeder so anziehen, wie er will. Klar, wenn wir Termine haben, sehen wir ordentlich aus.“

Auch bei der Sport-Werbeagentur „Weltmeister AG“ sieht man Schlips und Kragen fast nie. Maik Nöcker (31): „Selbst bei großen Präsentationen erscheinen wir leger.

Das ist in kreativen Berufen doch schon lange üblich.“ Nöcker trägt Anzug (ohne Krawatte).

Er erzählt: „Ich habe in meinem Schrank zwar einige Krawatten hängen, trage sie aber nur nach dem Lustprinzip.“ Sein Kollege Stefan Trocha (31) mag es noch lässiger: Er trägt ein Sweatshirt und dazu weite Hosen.

Anders sieht es bei den Banken aus. Zwar schwappte vor einem halben Jahr der Trend der US-Banken über den großen Teich. Schon lange ist dort der „Casual Friday“, der legere Start ins Wochenende, angesagt. „Das haben wir vor sechs Monaten übernommen“, so Ulf Evert (34), Sprecher der Dresdner Bank.

Evert berichtet: „Allerdings erscheinen am Freitag nur die Kollegen im Back Office, also unsere Mitarbeiter in der Verwaltung oder der Beraterabteilung ohne Anzug und Krawatte. Diejenigen, die mit Kunden zu tun haben, unterliegen der Kleiderordnung.“ Evert sieht das so: „Wir sind Dienstleister, unsere Kunden erwarten das. Keiner von uns fühlt sich deshalb kostümiert.“ Das findet auch Uwe Driller (44): er berät Vermögenskunden – und mag sich im eleganten Nadelstreifenanzug mit Krawatte und weißem Einstecktuch.

Der Hamburger Modeschöpfer Torsten Kirsch (31) freut sich über die neue Lässigkeit der jungen Internet-Manager: „Das wurde doch auch Zeit. Endlich mal eine Veränderung! Auf der ganzen Welt merkt man, dass die Menschen offener und freier in ihrer Persönlichkeit werden.“ Diesen Trend bemerkt er auch in der Männermode: „Weg mit dem verstaubten dunkelgrauen Anzug und der ordentlichen Krawatte als Statussymbol von Macht. Die jungen Typen sehen doch viel lässiger und echt stylish aus.“

19.9.2000, Ein Service vom Hamburger Abendblatt